Besonders der Start in die eigene Gefriertrocknung ist oft mit Missgeschicken verbunden. Da erstellt man ein Trocknungsprogramm oder nimmt eines mit festen Parametern, öffnet die Tür und das Produkt hat sich im gesamten Gefriertrockner verteilt. Das ist jetzt nur ein Szenario, aber vermutlich das was am meisten vorkommt.
Die Explosion | Das Aufkochen

Fehler Nr. 1 – Das Produkt war nicht eingefroren
Bei Gefriertrockner, die keine Einfrierfunktion oder -phase haben, ist ein vorheriges einfrieren des Produktes notwendig, um direkt mit der Trocknung starten zu können. Es gibt gelegentlich NutzerInnen, die das schlichtweg vergessen. Das Programm wird gestartet und mit der Evakuierung der Kammer verteilt sich das Produkt in der Kammer. Um die Gefriertrocknung bzw. Sublimation zu gewährleisten, muss das Produkt extern eingefroren werden. Wichtig ist hier, dass es komplett durchgefroren ist. Ist z.B. die Lösung im Inneren noch flüssig, würde das Vakuum trotz der Eiskruste diese zum aufkochen bringen. Hat der Gefriertrockner eine Einfrierfunktion, muss die Position des Fühlers bedacht werden. Dieser liegt bei Flüssigkeiten am Boden des Produktes und zeigt dann besonders bei einer Kontaktkühlung schnell einen Wert unter dem Gefrierpunkt an. Achten Sie hier nicht auf den Fühler, sondern verlängern Sie die Einfrierphase ggfs. senken Sie die Einfriertemperatur.
Fehler Nr. 2 – Falsche Temperatur | falscher Vakuumwert
Alles ist ordentlich eingefroren, dennoch kocht das Produkt während der Trocknung auf. In diesem Fall wird in der jeweiligen Stufe der Gefriertrocknung der Triple Point durch eine falsche Wahl der Trocknungstemperatur in Kombination mit dem Vakuumwert überschritten, so dass das Produkt antaut und aufkocht. Dies passiert meistens bei Produkten, die durch Inhaltsstoffe den Schmelzpunkt enorm nach unten schieben. Hier muss die Trocknungstemperatur und/oder der Vakuumwert entsprechend reduziert werden, um unter dem Triple Point zu bleiben und dies mit einem Puffer. Es empfiehlt sich hier, eine Dampfdrucktabelle als Hilfe zu verwenden.
Fehler Nr. 3 – Das Produkt kann nicht gefriergetrocknet werden
Theoretisch kann jedes Produkt irgendwie getrocknet werden. Man reduziert das Vakuum und die Temperatur, setzt Hilfsstoffe ein und alles dauert eben etwas länger. Aber nicht alle Gefriertrockner verfügen über die Leistung oder auch Ausstattung, jedes Produkt trocknen zu können. Hier müssen in erster Linie die technischen Daten des Gerätes bekannt und für das Produkt ausgelegt sein. Hierzu gehören z.B. der Temperaturbereich der Stellflächen oder die min. Kondensatortemperatur.
Was tun bei einer Explosion?
Im Prinzip ist das Produkt nun trotz des Aufkochens gefriergetrocknet. Man kann also Teile noch verwenden. Hier muss aber auch auf die Hygiene geachtet werden, da meistens das Produkt die Trocknungsschale verlässt. Durch die Blasenbildung des Aufkochens ist das nun entstandene Lyophilisat sehr hygroskopisch. Daher empfehle ich hier ein schnelles Handeln. Schon beim Kauf des Gefriertrockners sollten Sie sich über die Reinigung des Gerätes informieren, um Schäden am Gerät zu vermeiden. Dies betrifft z.B. die Temperaturfühler. Bei Geräten der ZIRBUS technology GmbH nehmen Sie einfach einen Wasserschlauch und spritzen damit die Kammer aus. Sollte z.B. Zucker ein Inhaltsstoff des Produktes sein, beeilen Sie sich damit, denn es entsteht schnell eine klebrige Masse, die zu mehr Reinigungsaufwand führt.
Entstehen Schäden am Gefriertrockner?
Durch das Aufkochen des Produktes entsteht innerhalb kurzer Zeit sehr viel Dampf in der Trocknungskammer. Das ist keine kleine Dampfmenge aus der Sublimation heraus, sondern eher eine Art Schwall. Jetzt kommt es darauf an wie groß die Menge des aufkochenden Produktes und wie gut die Kondensator des Gefriertrockners ausgelegt ist. Mit etwas Glück schafft der Kondensator den Dampf direkt zu sublimieren. Er wird von der Temperatur her ggfs. einknicken. Ist der Kondensator überfordert, gelangt der Dampf in die Vakuumpumpe bzw. ins Öl der Vakuumpumpe. Man kann das Wasser über das Gasballastventil etwas verdampfen, aber meistens gelangen noch andere Stoffe mit dem Dampf in die Pumpe. Daher sollte nach jedem „Unfall“ das Öl am Schauglas kontrolliert werden. Ist es milchig oder sogar schon schwarz muss es gewechselt werden, um Schäden zu vermeiden.
